Design & Interior

Alten Palästen neues Leben einhauchen

…das ist eine Spezialität des Designers Julien Labrousse, der gerade den Lissabonner Palácio do Grilo in ein Restaurant verwandelt und noch jede Menge mehr Pläne mit dem herrschaftlichen Gebäude hat

Text: ANTJE WEWER
Fotografie: STEPHANIE FÜSSENICH
19. Dezember 2025
Alten Palästen neues Leben einhauchen
Interiordesigner Julien Labrousse hat zusammen mit dem Illustrator Jean Aubertin ein Buch sowie die Website des Palácio do Grilo gestaltet

Man kann durchaus sagen, dass Julien Labrousse  Erfahrung damit hat, verfallene Orte wieder zum Leben zu erwecken. In Paris hat der Sohn von Kunstbuch-Verlegern das Hôtel du Nord, Le Trianon und das Elysée Montmartre renoviert und wieder zu Locations gemacht, an denen sich Performance und Gastronomie treffen. 2018 erwarb er den Palácio do Grilo im Lissabonner Stadtteil Beato – einen vernachlässigten Palast aus dem 18. Jahrhundert, der früher den Herzögen von Lafões gehört und viele Jahre leer gestanden hatte: „Für mich ein riesiger Spielplatz, den ich nach und nach im Spirit von Peter Greenaways Filmen in einen surrealen Ort verwandele.“

Zu Policronica, dem Designstudio von Julien Labrousse, gehört auch eine Tischlerei
Das Restaurant im Palácio do Grilo ist mit Tischen und Stühlen aus Eukalyptusholz eingerichtet

Seit der Wiederöffnung im Juni 2022 ist in dem renovierten Teil ein Restaurant, in dem während des Essens immersive Performances stattfinden. Zeitig kommen und in dem verwunschenen Garten unbedingt vorher einen Aperitif trinken! Das Projekt wurde 2023 mit dem Prix Versailles (dem Preis der UNESCO für Architektur und Design) ausgezeichnet.

Während des Essens finden im Restaurant immersive Performances statt

Das nächste Vorhaben von Julien Labrousse: „Gerade bin ich dabei, rund 40 Räume des Palastes in eine Art seltsames und garantiert nicht komfortables Hotel, eher eine Art Installation, zu verwandeln. Nach dem Dinner können die Gäste dort übernachten.“

 

Er liebe die Zartheit von Aquarellen, sagt Illustrator Jean Aubertin. „Ich versuche, perfekt ebene Farbflächen zu schaffen, aber es passieren immer Dinge, die ich nicht beeinflussen kann und die erwecken das Bild zum Leben.“
„Eine gute Illustration ist nicht einfach nur eine harmonische Kombination aus Formen und Farben“, so Jean Aubertin. „Sie braucht auch einen Blickwinkel, eine Idee, etwas, das einen Gedanken oder ein Gefühl vermittelt.“

Kunstbegeisterten empfiehlt Julien Labrousse außerdem die Galerie Francisco Fino: In einem ehemaligen Lagerhaus für Wein und Öl aus dem 19. Jahrhundert mit viel Licht und hohen Decken werden sorgfältig kuratierte Ausstellungen portugiesischer und internationaler Künstler gezeigt.

Wie ein Bühnenbild: Ein Besuch im Restaurant des Palastes ist auch eine Art Theaterbesuch

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