Das blühende Leben
Foto: Markus Janz
Die Erde ist der blaue Planet, selbst aus sechs Milliarden Kilometern Entfernung ist sie noch ein erkennbarer Farbfleck, bevor sie ganz aus dem Blickfeld verschwindet. Farben sind auf dieser Welt der verbindende Aspekt unseres Lebens, „eine wahrhaft universelle und von allen Menschen geteilte Erfahrung“, schreibt Alexandra Loske in dem faszinierenden neuen Bildband „The Book of Colour Concepts“, den wir ab Seite 102 vorstellen.
In den leuchtendsten Tönen zeigt sich uns die Welt – und doch schauen wir nicht hin, sondern viel zu oft auf einen viel zu kleinen Bildschirm. Wie absurd. „Wir müssen vorsichtig sein, dass wir nicht ein Leben nur aus zweiter Hand füh- ren, dass wir ein Leben aus dem Internet leben, statt in der Realität zu sein“, sagt Filmemacher Werner Herzog. Natürlich wissen wir das längst: Social Media ist die kollektive Falle, in die wir getappt sind. Für eine neue Studie des Ökonomen Leo- nardo Bursztyn an der University of Chicago wurden Studenten gefragt, wie viel Geld man ihnen zahlen müsste, damit sie Social Media für vier Wochen deakti- vierten. Durchschnittlich wollten sie dafür 50 Dollar. Das Interessante: Würden alle gleichzeitig auf Social Media verzichten, also ein ganzer Campus, dann wür- den die Studenten für diesen Monat Ruhe sogar 50 Dollar bezahlen.
Warum ich das hier erwähne? Wir Menschen sind soziale Wesen, wir fürch- ten uns davor, ausgeschlossen zu sein. Aber das Verbindende passiert ja schließ- lich nicht nur digital. Wer die Welt in all ihren Farben betrachtet, spürt, dass er ein Teil von ihr ist.
Mit dieser Sommerausgabe laden wir Sie ein, diese Vielfalt zu entdecken: mit uns auf Reisen zu gehen, von Helsinki über Wien bis nach Armenien, mit uns hemmungslos zu lachen (die besten Tipps auf Seite 62) und einfach mal Quatsch zu produzieren (zum Beispiel kleine Kunstwerke aus Butter, Seite 18). Lassen Sie sich Ferienlektüre von Schriftstellern empfehlen für Stunden ohne Internet oder amüsieren Sie sich mit einer Gebrauchsanweisung für Mansplainer, um sich allzu langen Monologen geschickt zu entziehen.
Diese Ausgabe steckt voller Geschichten über Menschen mit Pioniergeist und Abenteuerlust und bringt uns zu der Frage: Was müssen wir machen, weil alle es machen? Gar nichts.
Viel Freude mit SALON!
Anne Petersen
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