Edle Holzvertäfelung, weiche Teppichböden und eine exquisite Auswahl an Bildern und Skulpturen: Beim Besuch dieses Pariser Apartments herrscht sofort Wohlfühltemperatur

Text: Maja Groninger
Fotografie: Matthieu Salvaing
28. Februar 2025
Warmfront
Zentrum der Küche bildet ein Esstisch aus den 1940er-Jahren

Grand Siècle, so wird das 17. Jahrhundert auch bezeichnet, eine der reichsten Epochen in der Geschichte Frankreichs. Reich deshalb, weil in dieser Zeit die Fähigkeit des Menschen in den Vordergrund rückte, Schönheit und Harmonie zu schaffen, die die Natur nicht hervorzubringen vermochte. Protagonist dieser Periode war Louis XIV., der sogenannte Sonnenkönig, er setzte mit der Errichtung von Versailles, dessen prachtvoller Ausstattung und den kunstvoll angelegten Gärten den Goldstandard.

Harmonie, Gleichgewicht, Symmetrie – die Parameter des Grand Siècle lassen sich auch in diesem Apartment am Pariser Quai d’Orléans mit Blick auf die Seine wiederfinden, und tatsächlich wurde das Gebäude zu genau dieser Zeit erbaut. Die Innenausstattung und Einrichtung jedoch sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit im Hier und Heute. Gemeinsam mit den Besitzern stellten sich die Architektin Chloé Leymarie und der Pariser Künstler und Kurator François Weiss dabei folgender Herausforderung: den Geist des Grand Siècle wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig einen zeitgenössischen Touch in die weitläufigen Räume zu bringen. Die Architektur verbindet die Eleganz des 17. Jahrhunderts mit der Nüchternheit der 1940er- und 50er-Jahre, inspiriert von dem großen Pariser Möbeldesigner Jean-Michel Frank, der schlichte Formen und klare Linien mit edlen Materialien kombinierte.

So finden sich vor der opulenten Vertäfelung aus patiniertem Holz Palisan- der Sideboards des Art déco, mit Samt bezogene Sofas und Leuchtenschirme aus schwarzer Seide. Die Böden sind mit Teppich ausgelegt, der sich vom Holz der Wände abhebt – mit Ausnahme der Küche, in der noch das ursprüngliche Parkett liegt. Hier ein Stuhl aus den 1980er-Jahren, dort ein Tischchen aus den 50ern, anderswo imposante Seventies-Lautsprecher.
Überall finden sich Erinnerungen an imaginäre Reisen nach Ozeanien oder Afrika, die die lebendige Atmosphäre nähren. „Wir haben die Wohnung wie ein Pied-à-Terre eingerichtet, mit vielen Gegenständen, die wir von überallher mitgebracht haben, und uns dabei vorgestellt, wie eine Familie von Reisenden es in den 1940er-Jahren bewohnt hätte“, erzählt François Weiss, der Ölgemälde in warmen Farben auf den teilweise mit Stoff bespannten Wänden der Schlafzimmer verteilt und ein Stück eines antiken Marmorreliefs über der Badewanne angebracht hat. Die mit exotischen Geschichten aufgeladenen Objekte ziehen den Besucher in eine vertraute Atmosphäre und wecken zugleich Fernweh, so schön es hier auch sein mag. Gerade fällt die Sonne durch die hohen Fenster und lässt den gelben Samt der Sofas golden aufleuchten. Louis XIV. wäre wahrscheinlich zufrieden.

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