So nah an Berlin – und doch eine ganz eigene Welt. Die Landeshauptstadt Brandenburgs lockt nicht nur mit Schlössern und Gärten – sondern auch mit ihren vielen kreativen Menschen. Wir waren zu Besuch in einigen der interessantesten Häuser, wo Geschichte auf Gegenwart trifft.
Das Ärzte-Paar Tanja und Axel Fischer mit ihren Kindern Nelly, Fanny, Robert und Lilly hat dem Palais Lichtenau neues Leben geschenkt: Die Vertäfelung und Wandmalerei in lichten Farben geben dem Raum bei aller Pracht eine große Leichtigkeit. „Als es die Möglichkeit gab, das Palais zu übernehmen, war unser Motto: machen, bloß nicht zu lange nachdenken. Wir sind beide alte Seelen und waren von dem Denkmal frühklassizistischer Architektur fasziniert. Wir wollten es erlebbar machen, für uns, aber auch für andere“, erzählt Tanja. Die Innenausstattung stammte vom Architekten Carl Gotthard Langhans, der Schöpfer des Marmorpalais und des Brandenburger Tors.
Die Familie Silverman lebt unter der Woche in Berlin-Mitte und verbringt die Wochenenden und Ferien meist in Sacrow: „Mich hat die Geschichte von Sacrow, dem verwundeten Paradies, fasziniert, sagt Mirja Silverman. Die Mauer verlief zwischen Havel und den Gärten der Villen, zur DDR-Zeit war der Ort ein ‚Grenzgebiet‘ mit eigenen Regeln.“
Manchmal entscheidet ein Raum über ein ganzes Leben. So geschehen, als die Journalistin Rebecca Casati, die unter anderem den Kunst-Podcast von Grisebach moderiert, mit ihrem Mann vor bald 20 Jahren bei Freunden in Sacrow zu Besuch war. Sie zeigten ihr in der Nachbarschaft eine leer stehende, ziemlich ruinöse Rotklinker-Villa, 1929 im Bauhaus-Stil gebaut: „Ein Blick durch das Fenster in den runden, holzvertäfelten Salon mit Kamin hat gereicht. Das hatte eine ähnliche Wirkung auf mich wie ein Mensch. In der Woche danach hatte ich Liebeskummer und dachte: Wir sind’s, wir gehören zusammen.“ Direkt an der Havel gegenüber der Pfaueninsel gelegen war der Bau in den 1930er-Jahren die Sommerresidenz der Hoteliers-Familie Kempinski. Casatis Anliegen: möglichst viele Elemente von damals zu restaurieren und den Rest respektvoll, aber nicht museal zu renovieren und zu ergänzen. Sie liebt Mid-Century, Marmor-Elemente, Tapeten – und die auch gerne an der Decke, so wie in der Bibliothek oder im Esszimmer. Ihre Favoriten: Cole & Son, Hermès, Thibaut. Und weil Bauhaus so wunderbar mit unterschiedlichsten Designphasen korrespondiert, passt das bewusst eklektische Interior auch zur Villa Kempinski.
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