Editorial

Mit Freunden und Familie gemeinsame Zeit in einem großen Ferienhaus verbringen, durch die frühlingshafte Nacht radeln, morgens in einem eiskalten See baden – es hat nichts mit Kulturpessimismus zu tun, wenn man sich seine Erlebnisse nicht von einem Algorithmus ins Ohr flüstern lassen möchte. Die (digitalen) Monster, die wir schufen, sind zwar dienstfertig und hilfsbereit, aber schenken uns kein erfülltes Leben. Auch wenn jede Frage beantwortet und jedes Produkt geliefert wurde, fehlt das befriedigende Gefühl von Austausch und Anerkennung, von Begegnung und Zugehörigkeit, kurz: der menschliche Faktor. Ihn vermisst Denis Scheck immer häufiger in Restaurants. „Den Luxus der Zukunft in der Gastronomie macht ein Handschlag zur Begrüßung, eine Umarmung zum Abschied, eine amüsante Plauderei, ein gutes Wort zwischendurch aus“, schreibt er.

Ein sinnliches Erlebnis, das Menschen zusammenbringt und staunen lässt, bieten die fantasievoll kuratierten Dinner und kunstvoll arrangierten Tafeln einer neuen Generation von Catering-Teams, die wir ab Seite 116 vorstellen. Mittlerweile gibt es in fast allen großen Städten junge Kulinarik-Künstler – vielleicht inszenieren sie demnächst auch eine Tafel bei Ihnen zu Hause? Wie man unvergessliche Feste feierte, das wusste auch die Kunstszene der Berliner Bohème aus den 1920er-Jahren, wie sich auf dem 50. Geburtstag des Galeristen Alfred Flechtheim zeigte, dem Hansdampf der Weimarer Republik. Wir erzählen von dieser Party voller kreativer Energie und charmanter Verrücktheiten in unserem Legendary Dinner.

„Das menschliche Leben ist keine akademische Angelegenheit. Was wir von unserem Leben erwarten können, in welcher Art von Welt wir leben wollen, was wir tun können, um die Zukunft zu gestalten – diese Fragen werden seit Jahrtausenden diskutiert, und doch
liegen die Antworten nicht in der Vernunft, sondern in Überzeugung, Entschlossenheit und Glauben“, sagt der Zukunftsforscher Sumit Paul-Coudhury in seinem Essay über Optimismus. Bleiben wir also beweglich, suchen das Miteinander und bewahren uns die Freiheit zu wählen und kritisch zu sein – denn der Kritiker glaubt fest an die Veränderung. Und darum ist er der wahre Optimist.

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Anne Petersen

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