Zu Gast bei...

Onka Allmayer-Beck

Die Wiener Keramikkünstlerin ist keine Frau der geraden Wege, sondern genauso eigenwillig wie ihre Entwürfe - und ihre ausgelassenen Dinnerpartys

Text: Tina Bremer
Fotografie: Carolina Revertera
7. November 2024
Onka Allmayer-Beck
Als würde er davonlaufen: Der Kerzenständer von Onka Allmayer-Beck hat Beine

„Dritter Stock“, ruft Onka Allmayer-Beck in den Innenhof im dritten Wiener Bezirk hinab. Der Hinweis wäre nicht nötig gewesen. Man bräuchte nur dem Gebell zu folgen. Auf einer begrünten Balustrade hüpft ein aufgeregtes Hundewesen auf und ab. „Knurrli ist der offiziell letzte Hund, der England vor dem Brexit verlassen hat, einen Tag vor dem Lockdown“, erzählt Onka. Die 45-Jährige hat selbst mehrere Jahre in London gelebt und am Central Saint Martins College of Art and Design ihren Bachelor im Bereich Mode/Womenswear gemacht.

Heute arbeitet sie nicht mehr als Modedesignerin, sondern als Keramikkünstlerin und pfeift auf alles Gradlinige. Genauso sind ihre Werke, die auf scheinbar wackligen Beinen überall in ihrer Wohnung stehen. Kerzenständer, Skulpturen und Vasen, die aussehen, als würden sie gleich davonlaufen. Mit dicken Bäuchen und schiefen Rundungen, in Himmelblau, Zitronengelb und Hellrosa. Das Material: schamottierter, also grob gekörnter Ton. „Der Ton war gut zu mir, ich lebe jetzt schon im siebten Jahr davon. In der Mode war ich reicher, jetzt bin ich zufriedener.“

Im Minutentakt klingelt es an der Tür, Onka hat zum Essen geladen. Eine Freundin füllt die Apérogläser mit Brut-Rosé-Sekt vom Weingut Jurtschitsch: „Das ist das Tolle, wenn man zu Onka kommt: Es gibt super Aperitifs und man sieht immer etwas Neues.“ Wie den Paravent „Tact“ von Wittmann. Designt von Onkas Weggefährten Arthur Arbesser, Modedesigner und Creative Council des österreichischen Möbelherstellers. Auch er ist heute zu Gast. Sein Hemd mit den bunten Quadraten erinnert an ein Muster seiner Teppiche für Wittmann. „Die Wiener Moderne mit ihrem Hang zur grafischen Ästhetik lässt mich nicht los.“ Kennengelernt haben sich Arthur und Onka während des Studiums, anschließend arbeiteten beide in Mailand für Armani. „Arthur hat sein Label in unserer WG gegründet“, erinnert sich die Keramikkünstlerin. Von der Via Mancini aus legte der heute 41-Jährige eine steile Karriere hin, mittlerweile verkauft er seine Mode bis nach Asien. Arthur entwarf schon für Fay, Max Mara, die Wiener Staatsoper – und Zimmer für das Hotel Altstadt.
„Es ist angerichtet!“, ruft die Gastgeberin und zündet die Kerzen an. Doch bevor alle zu Messer und Gabel greifen, knacken sie erst einmal die Glückskekse, die auf dem Tisch liegen. „Lachen ist der beste Stresskiller“, steht auf Arthurs Papierstreifen. „Das passt“, sagt er grinsend, „ich lache wahnsinnig gerne.“ Und Onka fügt hinzu: „Witz ist ohnehin die Visitenkarte für Kreativität.“ Ihre Kunst ist der beste Beweis dafür.

Mehr über die Keramikkünstlerin Onka Allmayer-Beck lesen Sie in der SALON-Ausgabe No 41 (Winter 2024)