Die letzten Tage verwandelten dicke Flocken Gargellen, das höchstgelegene Bergdorf des Montafon, auf 1423 Metern, in eine Postkartenidylle. Nun spannt sich ein makellos blauer Himmel über die noch fast unberührte Winterlandschaft. An der Bergstation Gargellener Köpfe steht Johanna Rhomberg. Eigentlich wäre sie jetzt im Stall, um die 20 Stück Grauvieh, die zum Madrisa Hotel gehören zu versorgen und ihre Mutter Monika an der Rezeption abzulösen. Aber heute erzählt sie uns die Geschichte ihrer Familie, deren Leben vor gut sechs Jahren über Nacht auf den Kopf gestellt wurde.
Bertram Rhomberg, Johannas Vater – Hotelbesitzer, leidenschaftlicher Landwirt und Visionär eines nachhaltigen Montafoner Tourismus –, war auf seinem Traktor beim Schneeräumen von einer Lawine erfasst worden und starb noch am Berg. Es war Mitte November 2017, die Wintersaison sollte in Kürze starten, alle Zimmer im Madrisa waren gebucht – doch ohne Bertram? Wie sollte das gehen? Adrian, der älteste Sohn, hatte gerade ein Stipendium für das Ski-Team in den USA erhalten und auch sein Wirtschaftsstudium in den Staaten begonnen. Paul, der Jüngste, absolvierte die Hotelfachschule in Salzburg. Johanna hingegen beschloss, ihrer Mutter sofort zur Seite zu stehen. Und so tauschte die heute 25-Jährige, ohne lange zu überlegen, die Jeansjacke gegen den Lodenblazer.
In den nächsten Jahren übernehmen sie und ihr Bruder, der jetzt bereits für Food and Beverage zuständig ist, die Leitung des Hotels. Im Moment werden die Zimmer im Südteil, der aus den 70er- und 80er-Jahren stammt, peu à peu renoviert. Wobei die Familie den ursprünglichen Charme des Anbaus genauso bewahren möchte wie den des historischen Jugendstiltrakts, in dem die Fenster noch aus Doppelflügeln bestehen und der Fußboden bei jedem Schritt knarzt. Auch der Wellnessbereich soll renoviert werden. Und im vergangenen Jahr haben Johanna und ihr Bruder die hauseigene Diskothek wieder in Betrieb genommen. Das Hotel soll jünger werden, daran arbeiten sie. Allerdings ohne dabei das Credo ihrer Familie aus den Augen zu verlieren: Das Neue mit dem Alten aufs Harmonischste zu vereinen.
DZ 120 Euro pro Nacht, madrisahotel.com
Mehr über das Hotel Madrisa lesen Sie in der SALON-Ausgabe No 41 (Winter 2024)